Der Marathon und seine Folgen - Teil 2

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Genau 6 Monate sind jetzt seit meinem ersten Marathon vergangen. Erst nach dem Südsteiermark Triathlon Ende August habe ich gespürt, dass ich die Spuren des Marathons überwunden hatte (über 2 Monate). Ja okay, ich habe nach 4 Wochen auch meine erste Mitteldistanz gemacht, aber diese war nicht mal annähernd so intensiv wie der Marathon.

Aus diesem Grund gibt es zu diesem Blogartikel auch zwei Teile. Nicht, weil ich noch mehr von meinem ersten Marathon sprechen möchte, nein, ich möchte allgemein über das Thema Marathon reden. Eigentlich darüber, warum jeder heutzutage, der ein bisschen läuft, sich einbildet einen Marathon laufen zu müssen.

Man beginnt zu laufen - die erste Herausforderung ist es einen, zwei, drei, vier, fünf Kilometer durchzulaufen, am besten bei einem Volkslauf. Kaum ist der geschafft, wird über einen 10km Lauf nachgedacht. Beinahe kotzend und mit Krämpfen im Ziel angekommen, wird schon im Zielbereich am Handy die Anmeldung für den Halbmarathon ausgefüllt - vlt nicht ganz so plakativ, aber im Großen und Ganzen läuft es so ab.

Aber warum will man immer mehr? Braucht man den Nervenkitzel? Will man sich etwas beweisen? Oder den anderen Leuten? Wenn ja, wem? Denen, die nicht laufen, um ihnen ein “Boah” rauszukitzeln oder um mit den anderen, die schon solche Distanzen absolviert haben, mitzuhalten? Die Frage muss jeder für sich selbst beantworten. Ich kann nur sagen, dass ich persönlich nie viel von dem “Weiter, Höher, immer mehr-Gedanken” gehalten habe. Ich bin eher der “schneller, besser”-Typ, aber nicht, um jemanden etwas zu beweisen, weil Anerkennung war noch nie so mein Ding - das ist mir sogar eher etwas peinlich. Ich möchte auch mir selbst nichts beweisen, ich will nur rausfinden inwieweit ich meinen Körper immer weiter trainieren kann und mit wie viel Zeitaufwand sich Fortschritte erzielen lassen. Klar habe ich mit 5km-Wettkämpfen begonnen, habe mich auf 10km gesteigert. Der Halbmarathon hat bei mir einige Jahre gedauert, weil ich das meinem Körper einfach nicht zugetraut habe, weil verletzt sein wollte ich danach auf keinen Fall, um genau zu sein nach 5 Jahren Lauftraining. Und dabei kam damals eine 1:48er Zeit raus.

Gerne wird mir nachgesagt, dass ich nur so “gute” Zeiten laufe, weil ich sportliche Gene habe bzw. ich für’s Laufen geboren wurde. Hahaha, dass ich nicht lache - ich hab vieles, aber Talent sicher nicht. Ich war bis 2008 der faulste Sack auf Erden und habe mir seitdem alles hart erarbeitet mit Ehrgeiz, Durchhaltevermögen und Fokus auf die Ziele, die Sinn machen. Mit einem Beckenschiefstand, einer nicht-S-förmigen Wirbelsäule und einer zu kleinen Hüftpfanne ist laufen auch sicher das unoptimalste für mich - wie viel und oft ich mit Ärzten diskutiert habe... Aber ich habe viel Krafttraining, alternative Sportarten etc. gemacht, damit ich ohne Probleme und Schmerzen laufen kann.

Nach dem ersten Halbmarathon hatte ich gar keine Lust mehr darauf, weil es einfach lang war, ich einen mega Muskelkater hatte und mir einfach keinen Spaß machte, weswegen ich mich wieder mehr auf schnellere 5 und 10km Zeiten fokussiert hatte. Während andere Personen hier vlt über einen Marathon nachgedacht hatten, war ich so auf “nein, Marathon interessiert mich nicht”. Es folgte dann pro Jahr ca. ein Halbmarathon, der mein Saisonziel war und bei dem ich mich meist um 3-5 min verbesserte.

Ja natürlich habe ich einen Marathon gemacht, aber auch erst wieder 4 Jahre später und ich war alles andere als davon überzeugt. Ich hatte mich nur dafür angemeldet, weil wir es als Staffel gemacht hatten und ich es nicht nur für mich, sondern auch für meine Kollegen gemacht habe. Und weil ich nächstes Jahr meinen ersten Ironman machen möchte und ja, leider läuft man da zum Schluss einen Marathon. Warum ich genau die längste Distanz machen möchte, wenn ich gerade darüber rede, dass ein Marathon nicht die beste Wahl ist, wenn man erst wenige Jahre läuft? Weil ich einerseits seit 10 Jahren laufe, seit 4 Jahren Triathlon mache und ca. 15 Stunden im Durchschnitt pro Woche dafür trainiere. Mein Trainer sagt mir schon seit 2 Jahren, dass ich dafür bereit bin, aber bisher hatte ich mich dafür nicht bereit gefühlt. Aber seit meinem Marathon, der weh tat, der mich eine Woche keine richtigen Bewegungen ausführen ließ, der meinen Körper 2 Monate ins Abseits schoß und mein VO2max bis heute nicht mehr da war, wo er schon davor war, wusste ich, dass ich davor unbedingt noch Radeln möchte, weil ich finde, dass das Laufen einfach leichter geht, wenn man schon “aufgewärmt” ist..das Schwimmen brauch ich nicht, aber ja das gehört halt dazu ;) Und ich bin ja doch schon in die Jahre gekommen und meine innere (Trainings-)Uhr tickt - und davor wollte ich für meinen Papa einen Ironman finishen (und natürlich auch für mich), weil er noch immer ganz perplex ist, wie seine faule Tochter jetzt so sportlich sein kann. Und was dann passiert - wir werden sehen.

Was ich aber eigentlich sagen möchte: Überstürzt nichts, denkt immer an euren Körper. Der menschliche Körper ist zwar ein Wunder, aber Sehnen, Bänder, Knochen können sich nicht innerhalb von Monaten an die trainierten Kilometer anpassen. Das dauert meist mehrere Jahre. Ich kenn einige Leute, die sich mit ihrem ersten Marathon mehr zerstört haben, als dass es ihnen etwas gebracht hat. Auch, wenn sie es nie laut ausprechen würden, bereuen sie es, weil sie jetzt eingeschränkter sind - Schmerzen bzw. Überbelastungen kommen schneller bzw. Häufiger. Sie sind öfter krank und können sich an kürzeren Distanzen nicht mehr erfreuen. Vor allem ist es auch ein großer Unterschied ob man einen Marathon in 5 Stunden läuft oder in 3 Stunden - jetzt denkt ihr euch sicher “ja aber 42km sind 42km” - das ist richtig, aber ob der Körper 3 Stunden oder 5 Stunden belastet wird, ist ein riesen Unterschied, denn umso länger man unterwegs ist, desto unkonzentrierter wird man und die Technik wird schlampiger woraus Verletzungen entstehen können.

Klar hatte ich ein mega Glücksgefühl in mir als ich den Marathon geschafft habe und war sehr stolz, aber ehrlicherweise hatte ich genau das gleiche Gefühl als ich zum ersten Mal 5km durchlaufen konnte oder zum ersten Mal im Training einen 30er gelaufen bin.

Glücksgefühle kann man auf viele Weisen erlangen - es muss nicht gleich ein Marathon sein. Aber natürlich kann es auch ausgerechnet ein Marathon sein, aber dann denkt mal ein wenig drüber nach, welche Belastung dies für euren Körper darstellt und ob es euch das wert ist. Wenn ja, dann überlegt euch einen Langzeitplan und setzt einen Marathon zu einem vernünftigen Termin als Ziel fest. Ob dieser dann in einem, zwei oder in fünf Jahren im Kalender steht, hängt vom jeweiligen Trainingszustand ab. Und mal unter uns gesagt - der Marathon rennt euch nicht davon, wenn dann rennt ihr zum richtigen Zeitpunkt der Uhr davon ;)


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