Letztes Wochenende war es endlich so weit. Meine erste Age Group Triathlon Europameisterschaft stand in Kitzbühel auf der Olympischen Distanz an. Da ich mich auf der Olympischen Distanz aber noch so gar nicht wohl fühlte, war ich alles andere als motiviert…

Die Anreise begann schon am Donnerstag, weil sich der Feiertag gut dafür anbot. Wir reisten zu viert an – Philipp, Christoph und ich starteten bei der EM und Sabrina übernahm den Cheer- und Motivationspart. Zuerst sahen wir bei den Tri Kitz Games zu und feuerten die Teilnehmer an, sprangen auch noch für 30 Minuten in den Schwarzsee und danach ging es auch schon zur Startnummernabholung und der Wettkampfanzug wurde überprüft, ob sich die Aufdrucke an den richtigen Stellen befinden und sonst alles okay damit ist.

Am nächsten Morgen  stand am Tagesplan Weltuntergangstimmung. Entgegen der Wetterprognosen schien nicht die Sonne, sondern regnete es als gäbe es kein Morgen. Ich wurde immer nervöser, denn die Radstrecke hatte knappe 600HM auf drei Runden, auf denen jeweils eine kurvige Talfahrt zu absolvieren war und wer mich kennt, der weiß, dass ich extreme Panik bei nasser Fahrbahn und Kurven habe. Um 15:00 als wir mit unserem Trainer, der extra wegen uns nach Kitzbühel gekommen war, eine Streckenbesichtung machen wollte, regnete es noch immer und ich war alles andere als glücklich. Zum Glück hörte es dann auf, jedoch musste ich die Strecke trotzdem auf nasser Fahrbahn abfahren. Da es aber noch um nichts ging hangelte ich mich vorsichtig von Kurve zu Kurve und war positiv gestimmt, dass ich die Strecke am nächsten Tag meistern würde. Der Anstieg war zwar nicht ohne und vielleicht wäre mein Rennrad besser gewesen, aber ich kam mit meinem Triathlonrad zumindest heil rauf und wieder runter.

Am Abend ging es dann zum Bike Check in und einige meiner Kolleginnen wurden auf E-Doping getestet. E-Doping bedeutet, dass die Fahrräder auf Motoren untersucht werden, damit alles mit rechten Dingen zugeht. Danach stand auch noch die Kaiserschmarren Party an und ich wurde immer leiser, ruhiger und in mich gekehrter, denn die Nervosität breitete sich aus.
 
Tagwache 5:30! Ich hatte wie ein Baby geschlafen, was mir noch nie vor einem Wettkampf passiert ist. Ich sah vorsichtig aus dem Fenster und es war trocken. Zwar hangen noch dunkle Wolken zwischen den Bergen, aber es sah gut aus. Ich aß schnell meine Marmeladesemmel und schon ging es los in die Wechselzone, um diese noch einzurichten. Ich hoffte noch sehr auf das Schwimmen mit Neopren, jedoch war die Chance mehr als gering mit einer Wassertemperatur von über 23 Grad und schon bei der Wettkampfbesprechung hieß es, dass wir ihn zu 99% zu Hause lassen können. 30 Minuten bevor es los ging, wurde durchgesagt, dass Neopren erlaubt ist aufgrund der sehr frischen Außentemperatur von 12 Grad und dem Unterschied von 11 Grad zum Wasser. Ab dem Zeitpunkt war ich nicht mehr zu bändigen und freute mich extrem auf das Rennen und war richtig motiviert. Ein Gefühl, das ich bisher nicht kannte :D

So ging es dann 20 Minuten vor meinem Start in die Warm-up Zone, bis ich dann um 7:50 mit meiner Welle, die nur aus W-30-35 bestand. Wir waren relativ wenige Mädels, was mich auch wieder positiv stimmte, weil so zumindest die Chance geringer war, dass ich von allen Seiten getreten werden würde. Und schon ging es zur Startaufstellung und dann ins Wasser. Es wurde „On your Mark“ durchgesagt und schon ging es los. Ich merkte gleich, dass ich mit den Schnellsten nicht mithalten konnte, also zügelte ich mein Tempo und schwamm die 1500m (laut Uhr 1400m) komplett allein. Unterwegs gabelte ich ein paar Schwimmer von vorherigen Wellen auf, auch mich gabelten zwei Schwimmer aus der nach mir startenden Welle auf. Ich fühlte mich beim Schwimmen eigentlich ganz gut, jedoch war mir klar, dass es durch das komplett alleinige schwimmen keine mega Zeit sein konnte. Als ich dann am Ausstieg ankam und rauslief konnte ich meinen Augen nicht trauen, als sich da eine 24 auf der Uhr befand. Noch motivierter ging es in die Wechselzone und auch der Wechsel funktionierte halbwegs gut, bis auf das Startnummernband, das ich falsch raufgab und somit nochmal runtergeben musste.

Am Rad ging es zu Beginn etwas holprig dahin, meine Beine wollten irgendwie nicht so wie ich wollte. Doch ich kam mit jedem Kilometer besser ins Rennen. Die Strecke war extrem voll, was es wirklich schwierig machte, nicht in den Windschatten zu kommen. Also versuchte ich wieder die Überholspur einzunehmen, jedoch merkte ich, dass die anderen sich das nicht gefallen ließen und mich sofort wieder zurücküberholten und schon kam auch der Kampfrichter und pfiff uns auseinander, was bei einem komplett gleichstarken Feld extrem schwierig war, aber ich bremste runter und ließ mich etwas zurückfallen. Der Berg erwies sich im Wettkampf doch etwas steiler und ich konnte ihn nicht im sitzen hinauffahren, so musste ab und an der Wiegetritt herhalten. Runter ging es dann, zum Glück trocken, ganz gut. Bei der Wende standen meine Cheerer Philipp, Christoph und Sabrina, die mir zujubelten. Auf der zweiten Runde war die Strecke schon abartig voll, sodass man Windschatten kaum vermeiden konnte bzw. versetzt fahren musste. Gerade als mich ein kompletter Pulk aus 7 windschattenfahrenden Frauen überholt hatte, fuhr der Wettkampfrichter neben mir und ich bremste voll ab und hörte auf zu treten. In dem Moment überholten mich weitere Frauen und ich stand eigentlich schon so gut wie am Fleck und zack bekam ich die blaue Karte und somit eine Zeitstrafe von 2 Minuten. Ich fragte den Wettkampfrichter, wie ich mich richtig verhalten hätte sollen, aber er zuckte nur mit den Schultern. 

Danach war ich einfach nur angepisst und wollte am liebsten das Rennen beenden. Ich verstand einfach nicht, was ich falsch gemacht hatte und wie ich es besser machen hätte sollen. Somit war die Luft draußen und ich merkte wie ich immer mehr von den Mädels abriss, mit denen ich mich vorher dauernd gebattled hatte.


Die dritte Runde fuhr ich nur noch mit den Gedanken an die blöden zwei Minuten und was für ein Versager ich wäre, obwohl ich noch immer nicht wusste, was ich falsch gemacht hatte. Man sieht auch auf der Herzfrequenz Aufzeichnung, dass der Puls immer weiter nach unten ging. Kurz vor dem Ende ging es in die Penalty Box, wo meine Supporter mir gut zuredeten und mich wieder motivierten, während ich nur fluchte. Aber sie hatten Recht, ich musste mich zusammenreißen und nochmal alles geben. Nach den 2 Minuten ging es die letzen Meter in die Wechselzone. Der Wechsel funktionierte reibungslos und schon ging es los.



Der erste Kilometer fühlte sich super an, dann ging es auch schon den ersten Anstieg hoch, der zwar sehr anstrengend war, aber der Rhythmus war da. Ich fühlte mich auf den ersten 5 Kilometern als könnte ich Bäume ausreißen. Es lief nahezu perfekt, trotz etlichen bergauf und –ab Passagen, die mir eigentlich nicht sonderlich liegen, bis ich in die zweite Runde kam und ich merkte, dass meine Oberschenkel leicht zum Krampfen begannen – ein Phänomen, das ich bisher bei jeder olympischen Distanz hatte, trotz dessen ich vor dem Rennen Magnesium und genug Salz zu mir nehme, während des Rennens genug trinke und auch Gels nehme. Als dann noch der lange Anstieg kam, wusste ich, dass es nur mehr Sekunden dauern konnte, bis der Krampf so richtig einfuhr. Ich kämpfte, versuchte anders aufzutreten, nahm das Tempo ein wenig raus und glücklicherweise kam ich oben an, bevor die Krämpfe losgingen. Kaum ging es ein wenig bergab, hatten sich die Muskeln auch wieder beruhigt. Aber das ursprüngliche Tempo konnte ich dann nicht mehr aufnehmen, weil die Muskeln müde waren. Am letzten Kilometer rief mir ein Zuschauer zu, dass ich die Irin vor mir noch holen sollte. Gesagt, getan und auf den letzten Metern ins Ziel überholte ich sie.



Im Ziel angekommen, war ich einerseits stolz auf meine Schwimm- und Laufleistung, vor allem weil ich seit über 6 Wochen kein richtiges Lauftraining hatte, aufgrund einer Verletzung und die 10km doch mit einem Schnitt von 4:40/km laufen konnte, andererseits war ich mega enttäuscht über die Penalty-Strafe und mein dadurch entstandenes Motivationsloch. Da ich aber sowieso mit meiner Platzierung im Mittelfeld lag, machte ein Einspruch oder sonstige Diskussionen keinen Sinn, weil es um nichts ging. Ob ich jetzt Platz 23 oder 21 bin, interessiert keine Sau. Also versuchte ich das Rennen mit positiven Gedanken abzuschließen und dankbar zu sein, bei einer Europameisterschaft mit dabei sein zu dürfen, weil so etwas erlebt man nicht alle Tage.

Am nächsten Tag waren dann Philipp und Christoph dran. Vor ihrem Start gingen Sabrina und ich um 6:00 noch Radfahren, um das Training hinter uns zu haben, weil wir noch eine lange Fahrt nach Hause vor uns hatten. Die Sonne strahlte schon um halb 7 und es sah nach einem warmen Tag aus. Philipp machte dieses Rennen nur zum Training mit, weil in zwei Wochen die Langdistanz in Klagenfurt ansteht und hatte deshalb keine Ambitionen. Beide brachten das Rennen super hinter sich, weil Sabrina und ich sie auch so super anfeuerten ;)

Mit dem Zieleinlauf der Beiden ging ein schönes, spektakuläres und spannendes Wochenende leider zu Ende, aber kommendes Wochenende steht die zweite Europameisterschaft, dieses Mal auf der Sprintdistanz in Düsseldorf an, auf die ich mich schon extrem freue.