Alternativtraining: Des Wandern ist des Triathleten Lust

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Wenn ich schon nicht wirklich laufen kann, weil ich ja verletzt bin, hieß es letztes Wochenende auf nach Salzburg mit Freunden zum Wandern.
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich zuerst wirklich skeptisch war, weil es meiner Meinung nach, nichts Langweiligeres als Wandern gibt. Da ich aber unbedingt auf andere Gedanken kommen musste, fuhr ich natürlich mit und versuchte meine Vorurteile für mich zu behalten um niemanden etwas zu vermiesen.
Wir fuhren zu 6. nach Bad Gastein um am nächsten Tag eine Zweitagestour nach Kärnten zu machen. Der Plan war es, am ersten Tag zur Hagener Hütte, die an der Grenze zwischen Salzburg und Kärnten liegt, aufzusteigen und am nächsten Tag nach Mallnitz abzusteigen.

Tag 1



So machten wir uns am Samstag in der Früh gestärkt Richtung der Hütte, die auf 2446m im Nationalpark Hohe Tauern zwischen Goldberg- und Ankogelgruppe liegt. Dafür mussten wir von Bad Gastein über Böckstein, nach Sportgastein durch das Nassfeld.

Auf dem Weg nach Sportgastein waren wir begeistert wieviele Himbeeren eigentlich wild wachsten, sodass wir dauernd aufgehalten wurden, um ein bisschen zu naschen.

In Sportgastein sahen wir plötzlich Ziegen, auf die wir zusteuerten, um Fotos zu machen. Jedoch liefen gleich zwei Ziegen zu mir und umtänzelten mich. Ich streichelte sie und sie schleckten mich von oben bis unten ab, bis eine der beiden Ziegen mich dauernd ansprang und mich auf Schritt und Tritt verfolgte und auf meinen Rucksackbändern herumknabberte. Kaum wurden Fotos gemacht, hielt sie still und posierte. Die Ziegen waren so süß, dass ich ein großer Ziegenfan wurde ;) Nachdem wir uns endlich losreißen konnten, gingen wir weiter. Es wurde schon merkbar, dass wir schon einige Höhenmeter gemacht hatte, weil es plötzlich viel kälter war und richtig schön windete. Nachdem wir die eher flachere Strecke über Sportgastein hinter uns gebracht haben, wurde es ernst. Jetzt stand der richtig anstrengende und spannende Teil der Wanderung vor uns. 3 Stunden steil bergauf bei denen 1500 HM zu absolvieren waren. Mit einigen Trink- und Snackpausen ging es richtig flott voran, doch wir merkten schon die vollgepackten Rucksäcke auf unseren Schultern, die immer schwerer wurden. Ich begann auch meinen Fuß zu spüren, der von Schritt zu Schritt immer mehr schmerzte.


Die letzten 100 Höhenmeter waren die anstrengendsten, weil es sehr kalt und extrem windig wurde. Man konnte sogar noch einige Schneefelder erkennen. Außerdem kamen wir in eine Nebelschicht, in der wir nicht wirklich weit sehen konnten, schon gar nicht, wie weit die Hütte eigentlich noch entfernt war. Und plötzlich war sie da - nach knappen 20km und 1500 Höhenmetern hatten wir es geschafft - die Hagener Hütte stand vor uns. Wir gingen rein und fragten sofort nach Schlafplätzen, jedoch war alles voll und uns wurde gesagt, dass man bei Nächtigungen immer anrufen sollte, aber wir werden schon irgendwo schlafen können, hieß es. Total kaputt tranken wir ein wohlverdientes Bier und stärkten uns. Ich schlief nach kürzester Zeit gleich mal am Tisch ein, weil ich extrem müde war. Nach zwei Stunden wurden wir dann endlich vom Wirt erlöst, weil er noch Schlafplätze für uns gefunden hatte - zwar getrennt in Matratzenlager - aber das machte uns nichts aus. Nachdem wir unsere Schlafsäcke ausgebreitet hatten, wollten wir duschen gehen. Und schon galt es für mich die nächste Hürde zu nehmen: Ich betrat die Dusche und stellte mal auf Warmwasser und wartete...und wartete...und wartete...nichts passierte. Ich versuchte es noch weiter, jedoch kam einfach kein warmes Wasser. Das konnte es ja nicht sein, gab es denn kein warmes Wasser!?!?! ICH ERFORENES DING konnte doch nicht mit eiskaltem Wasser duschen, vor allem weil es in der Hütte wirklich eisig war. Ich bespritzte mich ein bisschen mit dem Wasser und dann schnell raus aus der Folterkammer... Mir wurde danach erklärt, dass es auf Hütten oft nicht mal Duschen gibt und wenn, dann gibt es so gut wie nie Warmwasser - wieder etwas gelernt!
In der Nacht konnte ich nicht schlafen, weil alle 5 Minuten eine andere Person aus dem Haus aufs WC ging und ich dauernd beim Einschlafen aufgeweckt wurde. Auch das Problem mit dem Eindrehen im Schlafsack, die abwechselnde Kälte und Hitze und das "Decke nicht zwischen die Knie stecken können" behinderte eine schlafreiche Nacht. Und dann kam auch noch der Regen - der Regen, der sich anhörte, als würde die Hütte gleich weggeschwemmt werden. Und dieser Regen wollte einfach nicht aufhören...

Tag 2



Ich war einfach nur froh, dass es endlich hell war und ich diese schreckliche Nacht endlich hinter mir hatte. Jedoch war das Regenproblem noch immer da. Ich wollte gar nicht drüber nachdenken, wie es wohl sein würde im Regen die 1500 Höhenmeter abzusteigen. Wir stärkten uns mit einem kleinen Frühstück, räumten das Zimmer und machten uns fertig. Ich zog mir alles an, was ich mithatte, weil es hatte keine 10 Grad da draußen und es schüttete noch immer aus Kübeln und die Geräusche die der Sturm machte - ich glaube das kann sich jeder vorstellen.
Als wir aus der Hütte rausgingen, konnte es nicht schlimmer sein. Ich hatte das Gefühl, dass ich gleich weggeweht wurde. Wir machten noch schnell ein Gruppenselfie und gingen los. Zum Glück hatte der Weg einen guten Untergrund und man konnte ziemlich sicher gehen. Weil es sehr nass und kalt war, machten wir keine Pausen sondern gingen einfach nur so schnell es ging bergab. Nach knappen 2 Stunden waren wir vom Berg runter und dann hieß es Wald- und Wiesenwege bergab zu gehen, reißende Bäche und Flüsse zu überqueren und an Kühen, die den Weg versperrten vorbeizukommen. Letztere waren gar nicht so einfach, weil sie uns dauernd entgegenkamen oder den Weg blockierten. Außerdem kamen dann auch noch Stiere, die gar nicht glücklich dreinschauten, dass wir vorbeiwollten. Mit viel Ruhe versuchten wir langsam durch die Herde zu gehen, was gar nicht so einfach war. Zum Glück ging aber alles gut und wir konnten weiter ziehen. Schön langsam merkte ich, wie nass meine Füße und meine Schultern schon waren. Mir wurde immer kälter und die Lust verging immer mehr. Dadurch, dass wir aber immer vor neuen Herausforderungen (den richtigen Weg finden, den Fluß ohne nass zu werden, zu überqueren...) standen, kam ich aber immer auf andere Gedanken.

Dann trafen wir auch noch auf Ponys, die herzzerreißend süß waren. Und plötzlich waren wir auf der Straße nach Mallnitz :) Wir hatten es fast geschafft, nur mehr durch die Ortschaft und dann ging es ab zum Bahnhof und von dort wieder nach Böckstein. In der Wartehalle zogen wir uns mal aus und dann verstand ich auch, warum mir so kalt war. Ich war klatschnass bis zur Unterhose. Keine einzige Stelle war an meinem Körper trocken. Aus dem Grund wollte ich mir etwas anderes anziehen, jedoch war auch alles, was sich im Rucksack befand durch und durch nass. Nachdem wir mit dem Zug wieder im Gasteinertal ankamen, lagen nur mehr wenige Kilometer vor uns. Der Regen ließ nach und sogar die Sonne ließ sich blicken. Komplett fertig aber glücklich kamen wir wieder in der Wohnung an - wir hatten es geschafft :)

Tag 3


Am dritten Tag hieß es mal laaaaange ausschlafen. Zwei von unserer Gruppe verließen uns wieder und fuhren nach Wien. Wir planten eine etwas kürzere Wanderung auf den Graukogel, zum Palfnersee und wieder zurück, die angeblich 5 Stunden dauerten. Das einzige Problem an der Sache war, dass wir einen solchen Muskelkater hatten vom Dauerruntergehen, dass jeder Schritt nach unten, sei es Stufen oder bergab gehen, einfach nur höllisch weh tat. Zum Glück hieß es aber bei der Wanderung mal mindestens 2,5 Stunden bergauf zu gehen ;)
Wir gingen zu Mittag gemütlich los - das Wetter war wie ausgewechselt, der Himmel war blau und die Temperatur war sehr warm. Entlang der normalen Winterpiste gingen wir schon bald schwitzend entlang. Unterwegs trafen wir auf enorm viele Heidelbeersträucher und begannen mal zu essen. Wir kamen dann auf die Idee, dass wir welche pflücken und mitnehmen könnten, um daraus Heidelbeerpalatschinken zu machen. Gesagt, getan und schon war eine Sig-Flasche voll mit Heidelbeeren :)

In der Bergstation stärkten wir uns mit leckeren Köstlichkeiten und gingen dann den Zirbenweg entlang. Dieser Weg ist einfach nur wunderschön und äußerst süß angelegt. Er zeigt dem Besucher Wissenswertes über die Zirbe, mit speziell angelegten Bänken, Liegen und Schaukeln aus Zirbenholz. Der Weg erinnert an märchenhaftes mit wunderschöner Aussicht. Nach einer knappen halben Stunde verließen wir den Zirbenweg um zum Palfnersee zu kommen. Es hieß Felsen und steile Wege zu bewältigen, aber das machte absolut nichts, weil die Aussicht der Hammer war. Man konnte über das gesamte Gasteinertal blicken.


 Endlich waren wir oben und sahen ihn - den wunderschönen und traumhaften Palfnersee, der inmitten der Berge glitzernd liegt. Unsere zwei Burschen hüpften sofort in den eisigkalten See, mir reichte schon der linke Fuß, der mir nach kürzester Zeit einfror. Wir machten noch einige Fotos und versuchten uns den Anblick einzuprägen, bis wir leider wieder gehen mussten, weil es schon sehr spät war.

Der Abstieg war zuerst mehr eine Klettertour über Felsen, als eine Wanderung, aber es machte riesen Spaß herauszufinden, welche Felsen fest waren und welche eher wackelig waren. Der Abstieg dauerte ca. 2,5 Stunden über zum Teil wirklich steile unbefestigte und gatschige Passagen. Meine Schuhe und meine Blasen brachten mich um, aber was solls, ich konnte nichts dran ändern, denn runter musste ich. Unten angekommen waren wir mehr als glücklich und kaputt. Für das, dass es eine "gemütliche kurze Wanderung" werden sollte, sind wir doch wieder 16km und knappe 1200 Höhenmeter gewandert.

Das beste an der ganzen Geschichte ist aber, dass mir mein Fuß nicht mehr wehtut. Anscheinend habe ich die verschiedensten Muskelgruppen  aktiviert und trainiert, die ich mit keinem Muskeltraining bisher erreicht hatte. Weil so einen Muskelkater hatte ich noch nie zuvor. Drei Tage danach konnte ich noch immer keine Stufen runtergehen, geschweige denn bergab gehen. Bevor ich aber voreilige Schlüsse ziehe, warte ich die nächsten Tage ab und hoffe, dass die Schmerzen wirklich nicht mehr zurückkommen.



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