Berg- und Talfahrten beim Trumer Triathlon

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Ein tolles Triathlon Wochenende ist leider wieder zu Ende gegangen. Jetzt heißt es wieder ein Jahr warten auf ein tolles Triathlon Festival in Obertrum. Schade, aber ich habe das Wochenende wirklich genossen.
Am Freitag stand für Philipp und mich die Friday-Wertung an - 3km Seecrossing für ihn und 4,1km Ladies Run für mich. Samstag bei mir der Funtriathlon (0,25/12,5/2,5) - die kurze Distanz, weil ich einerseits noch verletzt bin und andererseits, weil ich letzte Woche auch schon eine Sprintdistanz gemacht habe. Und am Sonntag stand für Philipp die Mitteldistanz an, die er nun zum zweiten Mal in Obertrum anging (insgesamt zum 4.Mal).

Tag 1-Der Kampf ums Überleben

Am Freitag kamen wir leider relativ zeitnah zum Seecrossing an. Wir holten schnell unsere Startnummern und checkten in unserer Unterkunft ein. Obwohl alles sehr schnell ging hatten wir Stress zum Shuttlebus zu kommen, der die Teilnehmer zum Start in Seeham brachte. Zum Glück ging es sich auf die Minute aus und Philipp konnte mitschwimmen. Es galt den Obertrumer See von Seeham nach Obertrum zu durchschwimmen, was eine Distanz von 3km darstellt. Philipp war bisher noch nie 3km durchgeschwommen, weswegen ich auch sehr gespannt war, wie er es meisterte. In der Zwischenzeit machte ich mich für den Ladies Run fertig und wartete dann gespannt beim Schwimmausstieg auf Philipps Ankunft. Nach einer Stunde kam er ganz entkräftigt an und was ich mitbekam, war es eine richtige Herausforderung, die er aber meiner Meinung nach für's erste Mal hervorragend gemeistert hat. Von seinen Abenteuern rund um das Seecrossing berichtet er am besten selber.

"Da stand ich nun beim Start des Obertrum Seecrossings. Da ich Rechtsatmer bin, stand ich rechts vom Starterfeld, um beim Start nicht den Überblick zu verlieren. Seit einer geschätzten Woche nahm ich mir vor, flott anzufangen und am zweiten Streckenteil dann noch mehr Brennstoff in den Kessel zu schmeißen. Wieso seit einer Woche, werdet ihr euch fragen!? Weil meine Freundin mich zu diesem unvernünftigen 3 km Spaß angemeldet hat und mir dies vor einer Woche mitgeteilt hat. Zugegeben, vielleicht hat sie es auch schön früher erwähnt, aber selbst wenn ich es vor einem Jahr gewusst hätte, hätte ich es versucht, mich mental auf diesen Wahnsinn einzustellen und hätte es im Endeffekt dann doch nicht geschafft. Also hier an dieser Stelle Hut ab vor meiner Freundin fürs Timing und die höchst professionelle Informationsdistribution. Ändern kann ich nix, denn ich stehe immer noch am Start dieses Events und der Countdown läuft, ich blicke nach rechts und sehe die Angst in den Gesichtern von ca. 80 Prozent der Teilnehmer. Einer Hand von, ja diese muss man Athleten nennen, sieht man an, dass es hier um die Zeit geht und nicht ums Überleben. Ich bin eher zwischen den Überlebern und nicht in der zeitfokussierten Fraktion. Wieso ich das denke? Ganz klar, weil ich mir fast sicher bin, dass ich überlebe. Also überleben 81 Prozent, da es doch Begleitboote geben sollte, die einen im Fall der Fälle rausfischen. Aber Moment... Ich sehe keine Begleitboote!?!?! 5, 4, 3, 2, 1 Wo sind verdammt nochmal die Begleitboote?????? Start. Na gut, hilft nix. Hopp, Stopp Uhr einschalten, jetzt geht's los. 1, 2, atmen, 1, 2, atmen, 1, 2, atmen, was soll ich euch erzählen, es ist ein Schwimmevent, noch dazu eines, bei der die Strecke eine komplette Gerade von Punkt A nach B ist. Somit fallen sogar die sagenumwobenen Ideallinienkämpfe rund um die Boje weg. Verschwimmen tut man sich sowieso 15 Mal und ein paar Schläge kassiert man auch. Apropos Bojen, irgendwie sehe ich keine einzige der kleinen gelben Freunde, die mir den Weg weisen sollten. Zum Glück schwimme ich ja nicht alleine - wobei irgendwie habe ich den Anschluss an eine größere Gruppe, die sich gegenseitig kleine Streicheleinheiten geben, verloren und ich irre hier alleine herum. Egal, meinen Körper muss ich ja sowieso selber durchs Wasser schleifen. Dabei heizt sich dieser aber ordentlich auf - das Wasser könnte auch ruhig etwas kühler und erfrischender sein. Nach gefühlten 3 Ewigkeiten, in denen ich meiner Freundin alles andere als Liebe entgegenbringe, höre ich diese verführerische Stimme, die von irgendwelchen ankommenden Schwimmern erzählt. Ich glaube, ich werde verrückt, höre die Sirenen singen, aber nein, es ist die "Stadionsprecherin". Noch ein zwei kräftige Züge und ein verstohlener Blick nach vorne und schon kann ich in der ferne das Ziel erkennen. Die restlichen Meter sind eine reine Befreiung und plötzlich tauchen auch wieder andere Überlebende neben mir auf, die sich langsam aber sicher dem Ziel nähern. Plötzlich will mir irgend so ein Wahnsinniger meine Uhr stehlen - ah nein, ein Missverständnis, es ist nur ein netter Helfer, der mich aus dem Wasser ziehen will, was so viel bedeutet, dass ich es geschafft hatte. Ende gut alles gut, NIE WIEDER, aber fragt mich morgen nochmal! ;)"


Eine dreiviertel Stunde später stand dann für mich der Ladies Run an. Ehrlich gesagt hatte ich wenig Lust bei der Hitze mich zu verausgaben. Noch dazu bin ich ja an der Wade verletzt, was mir zwar beim Laufen selbst nicht wirklich weh tut, aber danach dafür umso mehr. Ich jammerte schon vorher herum, versuchte aber noch viel zu trinken und bat den Wettergott zumindest die Sonne verschwinden zu lassen. Beim Start war die Sonne zum Glück wirklich weg und es ging los. 4 Runden a la 1km waren zu absolvieren. Einerseits finde ich Runden laufen immer schrecklich, aber in diesem Fall verging so die Zeit sehr schnell, weil man immer wieder das Zielgelände passierte und von den Leuten durch ihr Anfeuern und Jubeln durch die Runden getragen wurde. Die Strecke war nicht so ganz meins, weil der Boden zur Hälfte aus Schotter bestand. Die Hitze und die Trockenheit ließen den Boden auch noch so richtig schön stauben und meine Füße fühlten sich an, als würden sie gleich zu brennen beginnen. Am Asphalt ging es gleich viel besser, jedoch ging es da auch ein wenig bergauf. Mir ging es leider richtig schlecht, ich fühlte mich, als würde ich mich jede Minute übergeben müssen, aber ich gab alles. In der letzten Runde war ich richtig froh, dass es gleich zu Ende sein würde. Nach 18 Minuten und 18 Sekunden kam ich endlich im Ziel an und war mit der Zeit eigentlich ganz zufrieden, weil ich seit Mai wegen der Verletzung gar nicht trainieren konnte. Insgesamt wurde ich 15. und 13. in meiner Altersklasse W-24-39. Nach dem Lauf bekam jeder eine Finishermedaille und es gab auch noch eine tolle Zielverpflegung mit verschiedenen Getränken, Sandwiches und Obst. Später gab es für alle Teilnehmer des Wochenendes eine Weißwurstparty mit gratis Würstl und Getränken. Bei Gewitter und Stromausfall fielen wir beide fertig ins Bett und freuten uns schon auf den nächsten Tag.



In der Friday-Wertung, dabei galt es, dass ER das Seecrossing machte und SIE den Ladies Run, wurden wir zum Glück nicht Letzter, auch nicht Vorletzter und nicht Vorvorletzter. Nein, wir wurden sogar Platz 18 von 21, nicht gerade eine Meisterleistung, aber, wenn man sich die anderen Pärchen ansah, kein Wunder und nächstes Jahr gibt es bestimmt eine Revanche, bei der wir besser vorbereitet sein werden ;)


Tag 2 - "Wie konnte ich diese Radstrecke nur vergessen..?"

Als ich vom Wecker wachgeläutet wurde, dachte ich mir nur eins "Ich will nicht frühstücken, ich will einfach nur schlafen...!" Da es aber schon kurz vor 9 war, mussten wir schnell noch zum Frühstück. Danach legten wir uns wieder hin und schliefen noch ein Ründchen. Um 14:00 machte ich mich fertig und konnte schon in die Wechselzone einchecken. Und dann ging es schon zum Schwimmstart zur Wettkampfbesprechung. Es war so heiß, dass ich mich sehnlichst auf das Schwimmen freute ;) Beim Startschuss schwamm ich los, mit dem Ziel schneller als letztes Jahr zu sein. Kaum begann ich, war ich auch schon wieder beim Schwimmausstieg, weil 250m absolut schnell vorbei sind. Jetzt hieß es noch die 350m zur Wechselzone zu laufen, die im Kopf fast länger dauern als das ganze Schwimmen.
Ich konnte schnell wechseln und lief auch schon zum Radaufstieg und los ging die wilde Fahrt. Zuerst durch die Ortschaft mit ein paar scharfen Kurven und dann ging es schon auf den ersten Anstieg. Während dem Anstieg kam mir wieder die Strecke in den Sinn, wie sehr ich sie letztes Jahr verflucht hatte. Es ging ja im Grunde 11km bergauf und 1,5km steil bergab - ein Traum ;) Dieses Jahr ging es aber viel besser, vor allem weil ich einen Mann nach dem anderen überholen konnte. Aber ich muss zugeben, dass ich schon sehr froh war, als ich den höchsten Punkt erreicht hatte. Jetzt hieß es nur mehr unfalllos bergab zu fahren und konzentriert zu bleiben. Zum Glück ging alles bestens, aber ich ging auch keinerlei Risiko ein, weil ich durch den Unfall beim Linztriathlon noch immer großen Respekt habe.

Schon ging es auch wieder in die Wechselzone und ich lief los. Ich spürte den Fuß vom Vortag, aber trotzdem kam ich gut ins Laufen und fand schnell meinen Rhythmus. Auf der Strecke standen sehr viele Wassersprenkler und Wasserstellen, bei denen man sich gut abkühlen konnte. Trotzdem war ich sehr froh, als ich endlich auf die Ziellinie einbog und einen letzten Sprint hinlegen durfte. Nach 51:59 war der ganze Spaß vorbei und ich konnte das Finisherband des Obertrumer Funtriathlons durchlaufen - um 3 Minuten schneller als im letzten Jahr (in jeder Disziplin eine Minute schneller). Als ich nach dem Zieleinlauf stehen blieb, gab mein Wadenmuskel nach und ich fiel fast hin. Ich versuchte mich in den Zielverpflegungsbereich zu schleppen und setzte mich dort hin, bis mein Fuß sich wieder beruhigte. Danach verpflegte ich mich mit leckeren Kuchen und wahnsinnig guten Muffins mit flüssigem Schokokern, Erdinger Alkoholfrei und mit anderen Köstlichkeiten. Jetzt heißt es aber endlich mal ein wenig Ruhe geben, damit sich meine Fußbeschwerden auch wieder legen und nächstes Jahr werden dann die 50 Minuten attackiert ;)



Tag 3 - Heiß, heißer, Obertrum

Am 3. Tag war ich einfach nur kaputt. Philipps Mitteldistanz stand an und ich wusste, dass es nicht nur für ihn ein anstrengender und langer Tag werden würde, sondern auch für mich. Seine Gedanken zum wohl schwierigsten Kampf gegen sich und vorallem die Sonne: 

"Ok da bin ich wieder im selben Wasser, welches mir doch mehr abverlangte, als gedacht. Irgendwie muss ich verrückt sein, dass ich mich nach dem Experiment "Seecrossing" noch über die Mitteldistanz wagen will, sobald ich aber in meinem Trisuit in der Wechselzone stehe und mein Rad feinsäuberlich aufputze - es muss ja zumindest der Wechselplatz professionell wirken - steigt nicht nur die Anspannung, sondern irgendwie auch die Vorfreude. Außerdem kann ich ja nicht weicher sein, als die ganzen Wahnsinnigen mit dem schwarzen Band ums Handgelenk. Diese haben zwischen dem Seecrossing am Freitag und dem Hauptbewerb, die Mitteldistanz am Sonntag, als Erholung die Sprintdistanz am Samstag absolviert.


Also der See mein alter Freund ist heute deutlich netter, als noch am Freitag und lässt mich mit einer großen Gruppe mittreiben. Im Vergleich zum Seecrossing ist die Ausstiegsstelle nach kürzester Zeit erreicht, wobei, nein doch nicht, die anderen Teilnehmer haben anscheinend noch nicht genug vom Wasser und springen noch einmal in das kühle Nass. Stimmt ja, da war doch was mit zwei Runden - na gut, dann halt noch ein bischen Wasserfassen kann ja nicht so schwer sein. So, jetzt aber kann ich endlich den See hinter mir lassen und darf mich aufs Rad schwingen. Das Rad steht so schön in der Wechselzone ich glaub ich sollte einfach mal inne halten und meinen treuen Begleiter anschauen, aber nein, ich muss ja noch knappe 90 Km durch das schöne hügelige Salzburg fahren. Hügelig? Ja. Schön? Ja. Schön hügelig? Nein, verdammt hügelig, fast schon bergig - eigentlich nicht nur fast. wir sind in Salzburg und wenn ich im Geographieunterreicht richtig aufgepasst habe, liegt Salzburg nicht nur in Österreich, sondern auch in den Alpen. Was soll ich machen, dann muss ich halt immer wieder bergauf und bergabfahren, man kann sichs ja nicht aussuchen - also eigentlich schon, ich habs mir ja sogar selber ausgesucht. Die ersten zwei Runden sind erledigt und eigentlich war es bis jetzt nicht so schlimm. Natürlich ist es anders als an der Donau entlang zu cruisen, aber irgendwie macht es doch Spaß. 


'Langsam wirds heiß, das ist schon mal ein Vorgeschmack aufs Laufen' mit diesem Satz hat mich gerade ein anderer Sonderling, der sich auch diesen Tag zum gemeinsamen Sporteln ausgesucht hat, auf zwei essentielle Dinge aufmerksam gemacht, an die ich bis jetzt noch nicht gedacht hatte. 

1. Es ist wirklich heiß und die Sonne knallt direkt auf mich, mein Rad und die Straße - wie habe ich das bis jetzt noch nicht mitbekommen können? Das kann nur an dem vielen Wasser und anderen Erfrischungen in den Labestationen liegen - an dieser Stelle danke an die perfekte Organisation der Radstrecke.


2. Es muss auch noch gelaufen werden. Danke lieber Kollege für diese Erinnerung.


Es ist heiß - es wird heißer - warum hat mich der Teilnehmer nur darauf aufmerksam gemacht? Wollte er mich mental zermürben? Wollte er sehen, wie ich eingehe und elendig am Zahnfleisch vom Rad falle und mir meine Wunden lecke? Nein, ich sehe nach links und da ist er immer noch bei mir und quält sich genauso mit der Hitze. Er wollte nur sein Leid mit jemanden teilen. Wie heißt es so schön, geteiltes Leid ist halbes Leid, aber ich hab ja auch ein Leiden, somit habe ich jetzt mein ganzes Leid und sein halbes Leid, das macht 1 1/2 Leid - ah ich bin ein großer Mathematiker, vielleicht sollte ich den Sport an den Nagel hängen und mich nur noch der Wissenschaft widmen. Und schon ist das Ziel bzw. die Wechselzone vor mir. Schnell aus den schuhen raus und vor der Mountline absteigen. Perfekt - viel besser kann das ein Jan Frodeno auch nicht. Jetzt hab ich nur noch 21,1 km vor mir, mit dem Rad wäre es kein Problem, aber ab jetzt darf ich nur noch meine Füße benutzen. 


Genau die Füße, die ich gerade in der Wechselzone auf dem kochend heißen Kunstrasen  verbrannt habe. Na gut, dann lauf ich mal los, bis zur nächsten Wasserstelle kann es ja nicht weit sein. Wow, nach geschätzen 200m schon die erste Labestation und gleich 0,5 Liter kaltes Wasser übern Kopf - was gibt es Besseres. Irgendwie wollen meine Füße nach dem Radfahren nicht so richtig in Schwung kommen, aber wie ich mich so umsehe, geht es meinen Leidensgenossen nicht viel anders. Einfach konzentriert einen Fuß vor den anderen setzen, dann werd ich schon irgendwie ins Ziel kommen. Den Lauf kann ich am besten mit folgenden Worten beschreiben: sterben - Wasser - sterben - Wasser. Es ist ein ständiges Ersehnen der nächsten Wasserstelle - nichts destotrotz das Ziel kommt näher und irgendwie werden meine Füße lockerer. Jedesmal wenn ich an meiner Freundin vorbei komme, die mir irgendwas zuruft (ich glaube es sollten Anfeuerungsrufe sein) und in beiden Händen Kameras hat, mit denen sie etwas überfordert versucht, mich sowohl zu filmen als auch zu fotografieren, weiß ich, dass ich nicht aufgeben darf. Siehe da, ich biege zum vierten und letzten Mal in das Zielgelände ein - ich kann nicht mehr anders, aber mein Gesicht zwingt mich trotz Schmerzen und totaler Erschöpfung zum Lächeln - ein Zieleinlauf kann einfach so schön sein, immerhin muss ich jetzt nicht noch eine vierte Sportart ausüben und darf mich einfach übers Finisherbuffet stürzen."



Zum Event: http://www.trumer-triathlon.at/



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